Himmelsscheibe von Nebra - Astronomie der Jungsteinzeit


08 Der Alte-Sternen-Kalender

- Der Alte-Sternen-Kalender -

07 - Der Nebra-Sonnen-Kalender hat einen Vorgänger-Kalender mit einer ähnlichen
      Kalenderzählweise, aus dem er abgeleitet wurde.

08 - Mindestens seit dem 28sten Jahrhundert v.Ch. nutzte man in Mitteleuropa
      einen Sternen-Kalender mit einer julianischen Kalenderzählweise.

09 - Die Schalttage des Sternen-Kalenders wurden um die Wintersonnenwende
       eingefügt.

10 - Mindestens seit dem 28sten Jahrhundert v.Ch. erkannte man in Mitteleuropa
       die Präzessionsbewegung der Sterne und führte dazu exakte Messungen durch.

Wer den Nebra-Sonnen-Kalender entwickelt hatte, brauchte umfangreiche
astronomische Vorkenntnisse. Möglicherweise verstanden sie schon Teile der
Himmelsmechanik. Mit Sicherheit kannten sie viele exakte Gestirnzyklen. Die
heutige Lehrmeinung ist, daß antike "Sonnenkalender" aus noch ungenaueren
Mondkalenderzählweisen hergeleitet wurden. Beim Vergleich vieler bekannter,
antiker Kalenderschaltregeln mit Gestirnpositionen (Sonne, Sterne), Gestirnphasen
(Mondphasen) und Widderpunktbewegungen stösst man schnell auf ein Muster,
welches genau auf Mittelpunkte von "Sternen" der Himmelsscheibe in der Stern-
Maia-Messebene passt.

Nun nutzt man wieder den Stern-Maia-Maßstab und legt beispielsweise den
Widderpunkt zur Wintersonnenwende des Jahres 2365 v.Ch. genau auf den
Südmeridian und geht in ein-Kalenderjahresschritten in der Zeit voran. In unseren
julianischen Kalender ist 2365 v.Ch. ein Schaltjahr.
Nach einem Kalenderjahresschritt vergehen hier 366 Tage und der Widderpunkt liegt
dann im Jahre 2364 v.Ch. fast ein Grad Rechts vom Südmeridian. In den nächsten
drei Kalenderjahren von je 365 Tagen wandert der Widderpunkt wieder fast auf den
Südmeridian zurück. Ähnliche "Sprünge" erkennt man auch bei allen Sternen. Jetzt
geht man über mehrere Jahrhunderte in vier-Kalenderjahresschritten in der Zeit voran,
die dem Schaltzyklus der julianischen Kalenderzählweise entspricht, also immer
1461 Tage (4 x 365 Tage + 1 Schalttag).
Im Himmelsscheibensektor wandern nun alle Sterne exakt, parallel zu der Strecke
11-28.

Die Strecke 11-28 zeigt uns hier eigentlich die Präzessionsbewegung eines Sterns
nach einer julianischen Kalenderzählweise!

Der Punkt 01, also der Stern Maia hat den exakten Abstand von einen Tagesschritt
der Sternenbewegung zu der Strecke 11-28. Steht der Stern Maia bei dieser Zähl-
weise auf der Schaltstrecke 11-28, so muß geschaltet werden.

Daher zeigt der Punkt 01 die exakte Position des Sterns Maia an einem Schalttag!

Bild 11b

Lässt man den Stern Maia auf der gesamten Schaltstrecke 11-28 entlanglaufen,
vergehen über 700 julianische Jahre. Dieser Alte-Sternen-Kalenderzyklus begann
kurz nach der Mitte des 28sten Jahrhunderts v.Ch. und endete kurz vor dem Ende
des dritten Jahrtausends v.Ch.. Diese julianische Kalenderzählweise existierte
danach schon über 2700 Jahre vor der römischen Kalenderreform des Julius Cäsar.

Der deutlich präzisere Nebra-Sonnen-Kalender wurde höchstwahrscheinlich aus dem
noch ungenaueren Alten-Sternen-Kalender hergeleitet. In einem 33 Jahre-Zyklus
wurde einmal erst nach fünf einfachen Jahren (5x 365 Tage) der nächste Schalttag
eingefügt. Für die restliche Zeit im 33 Jahre-Zyklus konnte weiterhin die 4 Jahre-
Schaltregel des Alten-Sternen-Kalenders genutzt werden.

Mindestens um das Jahr 2363 v.Ch. lässt sich der Nebra-Sonnen-Kalender nach-
weisen. Diese mögliche Reform einer julianischen Kalenderzählweise erfolgte
danach schon fast 4000 Jahre vor der gregorianischen Kalenderreform von 1582
nach Ch..

zur nächsten Seite:     09 Der-Mars-Kalender

zur Seite:     19 Glossar